Aufzucht von Vogelspinnen
Die Aufzucht von Vogelspinnen ist sehr interessant allerdings wird einem etwas Geduld abverlangt. Von Häutung zu Häutung wächst die Spinne und mit der Zeit bekommen die Tiere ihre Adultfärbung. Vielen Hobbyisten bereitet das Freude. Ganz nebenbei kann man sogar den Geldbeutel dabei schonen. Der Kauf von kleinen Vogelspinnen, umgangssprachlich Spiderlinge oder Slings genannt, ist wesentlich günstiger als der Erwerb von Tieren, die eine gewisse Körperlänge aufweisen. Rare Vogelspinnenarten, die im adulten oder subadulten Stadium recht kostspielig in der Anschaffung sind, erhält man im Nymphenstadium 1 oder 2 durchaus zu einem erschwinglich Preis. Einziger Wermutstropfen, das Geschlecht lässt sich bei den wenigsten Arten ab N2 bestimmen.
Es gibt einige Punkte, die man bei der Aufzucht von Spiderlingen beachten sollte. Junge Vogelspinnen in den ersten Nymphenstadien sind wesentlich intoleranter bezüglich Temperatur und Luftfeuchtigkeit als ältere Tiere. Die Aufzucht mancher Arten kann man durchaus als schwierig bezeichnen. Außerdem sollte man den Faktor Zeit nicht unterschätzen. Manche Arten wachsen äußerst langsam. Während manche Arten bereits nach 2-3 Jahren adult sind gibt es Arten, die gute 8 bis 10 Jahre dafür benötigen. Dies kann insbesondere den ungeduldigen Gemütern schnell den Spaß an der Sache nehmen.
Nichtsdestotrotz kann man mit gewissen Maßnahmen die negativen Punkte lindern, sodass die positiven Aspekte überwiegen. Wie bereits erwähnt reagieren Spiderlinge sensibler auf die klimatischen Bedingungen als größere Tiere. Dies hat meiner Erfahrung nach weniger mit der Toleranz der kleinen Vogelspinnen an sich zu tun, sondern mehr mit den Behältern in denen die Tiere aufgezogen werden. Je kleiner der Aufzuchtbehälter, desto zeitaufwendiger ist es ein konstantes Klima zu erhalten. Das soll nicht bedeuten, dass man von Anfang an auf große Behälter setzen sollte, denn die jungen Vogelspinnen müssen ihr Futter finden und manche Arten sind durchaus zurückhaltend im ersten Nymphenstadium. Es geht viel mehr darum einen gesunden Kompromiss zu finden und um das Bewusstsein, dass beispielsweise 7 Tage nicht Wässern bei machen Arten den Tod bedeuten kann. Kleine Dosen mit wenig Substrat trocknen sehr schnell aus. Anders herum kann zu viel Feuchtigkeit bei einem kleinen Behälter schnell zu Staunässe führen, was ebenfalls zu Ausfällen führt. Hier ist Feingefühl gefragt.
Als Behälter kommen allerlei kleine Plastikdosen in Frage, in denen man mit einem spitzen Gegenstand oder einem Lötkolben Lüftungslöcher anbringen kann. Nur um einige Beispiele zu nennen, können hier Heimchendosen oder Feinkostbehälter eingesetzt werden. Für sehr kleine Slings können auch Filmdosen zum Einsatz kommen.
Um Ausfälle weitgehend zu reduzieren, sollten folgende Punkte beachtet werden:
1. Der Behälter muss über ausreichend Lüftungsfläche verfügen und am Deckel wie an den Seiten eine Luftzirkulation erlauben. Mit den Löchern für die Durchlüftung sollte man nicht zu sparsam sein. Mehr ist besser als zu wenig. Die Luftungslöcher sollten einen Durchmesser haben, durch den idealerweise weder die kleine Spinne noch Futtertiere entkommen können. Falls man doch Bedenken hat, dass ein Futtertier über die kleinen Lüftungslöcher entkommen kann, stellt man einfach die kleinen Aufzuchtbehälter in eine größere Dose. Somit kann das kleine Futtertier schlimmstenfalls in die große Dose entwischen.
2. Ein Drittel, besser sogar die Hälfte des Behälters wird mit Substrat befüllt, damit über einen möglichst langen Zeitraum die Luftfeuchtigkeit konstant bleiben kann. Die Menge der Erde gilt für Baum- wie auch für Bodenbewohner. Zum Wässern benutzt man am besten einen kleinen Wasserbehälter oder eine Sprühflasche, mit der man sehr genau die Wasserabgabe kontrollieren kann. Eine Pipette eignet sich für Filmdosen beispielsweise hervorragend. Eine herkömmliche Gießkanne ist ungeeignet, da man versehentlich dem Substrat schnell zu viel Wasser zuführt. Die Folge mit zu wenig Belüftungsfläche ist Staunässe.
Mit diesen zwei recht simplen Maßnahmen kann gut gegen unerwünschte Ausfälle gegengesteuert werden. Eine 100 prozentige Sicherheit gibt es leider dennoch nicht.
Ein weiterer wichtiger Punkt bei sehr kleinen Vogelspinnen ist das Futter. Man benötigt sehr kleine Futtertiere, die problemlos von den Vogelspinnen überwältigt werden können. Manche Arten sind im ersten Nymphenstadium recht scheu was die Futtertiere angeht. Dieses Verhalten kann ich regelmäßig bei den Nachzuchten von Theraphosa stirmi beobachten. Nymphen im ersten Stadium laufen förmlich vor den Futtertieren weg, was mich zu Anfang sehr erstaunt hat. Die komplette Gattung ist eigentlich dafür bekannt, dass sie im späteren Lebenszyklus sich auf nahezu alles stürzt, was fressbar erscheint. Nach einigen Versuchen mit unterschiedlichen Futtertieren und viel Geduld bin ich zu folgender Lösung angelangt:
Wirft man ein Futtertier in den Aufzuchtbehälter und wartet bis sich das Futtertier der Spinne nähert, dann läuft ein Großteil der jungen Theraphosa stirmis davon weg. Lässt man aber das Futtertier kontrolliert genau vor die Spinne fallen, dann scheint es einen Greifreflex bei der Spinne auszulösen. Sobald das Futtertier die Erde berührt, wird es mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit von der Spinne sofort ergriffen und gefressen. Inwieweit dieses Verhalten auch bei anderen Arten anzufinden ist, kann ich nicht sagen. Nachzucht von Theraphosa stirmi ist die einzige Art in meinem Bestand, die zumindest in den ersten Wochen ihres Lebenszyklus Schwierigkeiten bei der Futteraufnahme macht. Mit der eben erwähnten Methode konnte ich das Problem lösen.
Vielleicht gibt es weitere Arten, die anfänglich zurückhaltend ans Futter gehen und durch diese Methode einfacher ans Futter gebracht werden können. Ein Versuch kann sicherlich nicht schaden.
Vorsichtshalber soll nicht unerwähnt bleiben, dass ab einer gewissen Anzahl an Slings der zeitliche Aufwand für die Pflege nicht unterschätzt werden sollte. Das Unterbringen eines kompletten eigenen Kokons von beispielsweise 100 Tieren ist insgesamt mit viel Arbeit verbunden. 100 Dosen zu wässern und mit Futtertieren zu bestücken kostet Zeit. Hier sollte sich jeder vorher Gedanken machen, ob er dazu bereit ist.